Promotionspreis der Staedtler-Stiftung für Pfr. Dr. Joachim Barth

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CC Joachim Barth

Am 24. Oktober 2024 wurde Pfr. Dr. Joachim Barth mit neuen anderen Wissenschaftler*innen der FAU im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung für seine Dissertation Das Evangelium am Himmel. Kosmische und astrale Aspekte der Offenbarung des Johannes unter besonderer Berücksichtigung ihrer kosmischen Christologie mit dem Promotionspreis der Staedtler-Stiftung ausgezeichnet (https://www.staedtler.com/stiftung/de/wissenschaft/promotionspreis/).

Pfr. Dr. Joachim Barth ist ein außergewöhnlicher Fall im Universitätsbetrieb: Er gehört zum Jahrgang 1963 (geb. 1.11.1963) und wurde kurz vor seinem Eintritt in den Ruhestand (1.11.2023) zum Dr. theol. promoviert. Barth studierte nach dem Abitur (1984 in Memmingen) von 1985 bis 1992 in München, Augsburg und Heidelberg Evangelische Theologie, Religionspädagogik, Germanistik und Philosophie. Er schloss das Studium mit dem 1. und 2. Theol. Examen (1993, 1995) ab und arbeitete seitdem als Pfarrer und Religions- bzw. Ethiklehrer. Seit dem Jahr 2000 war er als Klinikseelsorger in Neustadt a.d. Saale tätig.

Schon seit der Schulzeit interessierte sich Joachim Barth für den Sternenhimmel, Astronomie und Astrophysik – Interessen, die bis heute geblieben sind. Aus dem Hobby entstand dann auch die Beschäftigung mit der Offenbarung des Johannes und ihren astralen Hintergründen, die in eine Dissertation mündete, die im SoSe 2023 vom FB Theologie als Promotionsarbeit (summa cum laude) angenommen wurde.

Die Dissertation

CC Joachim Barth

Das Problem

Es handelt sich bei der Arbeit um eine religionsgeschichtliche Studie, die danach fragt, woher der Apokalyptiker Johannes jene Visionsbilder, die uns in der Offenbarung des Johannes am Ende der Bibel in recht lockerer – und schwer durchschaubarer – Abfolge begegnen, genommen hat und wie sie miteinander zusammenhängen.

Die These

Die Antwort von Barth lautet: Der Prophet hörte keine Stimmen und sah keine Erscheinungen in Traum oder Ekstase, sondern schaute jene Visionen als Sternkonstellationen am Firmament, die auch die Abfolge und den inneren Zusammenhang der johanneischen Visionen erklären. Der christlich-jüdische Prophet deutete die von ihm über viele Jahre beobachteten Sternenkonstellationen dahingehend, dass der Schöpfergott die Geschichte der Welt, seines Volkes Israel und der endzeitlichen Kirche durch die Anordnung der Sterne am Firmament aufgeschrieben habe, damit in Zeiten schwerer Bedrängnis diejenigen, die den Code entziffern können, Zuversicht schöpfen können. Denn Gott hat die Garantie seiner fortwährenden Herrschaft über Welt und Geschichte ja gewissermaßen am Firmament eingraviert!

Barth zeigt, dass der Prophet Johannes am Ende des 1. Jh. n.Chr. in Auseinandersetzung tritt mit dem römischen Kaiserkult, mit dem globalen Herrschaftsanspruch des römischen Reiches im Allgemeinen und mit dessen astraler Propaganda im Besonderen, in der zur Begründung der Machtansprüche Roms vielfach zeitgenössische Astrologie und mit den Sternbildern verknüpfte Mythen eingesetzt wurden. Barth zufolge überschrieb der Verfasser der Offenbarung diese Mythen mit christlich-jüdischen, z.T. biblischen Gegenmythen und vermittelte auf dieser Grundlage den Leser/-innen seines Buches – die sich in schwerer Bedrängnis durch Rom befanden – die Zuversicht, dass Roms Gewaltherrschaft nur von beschränkter Dauer sei.

Zwei Beispiele:

CC Joachim Barth

(1) Barth zeigt, dass Offb 13 jene Sternbilder spiegelt, die in Roms astraler Propaganda mit dem römischen Kaiser identifiziert wurden („Großer Bär“ und „Thron des Kaisers“ bzw. „Kleiner Bär“). Sie umkreisen den Nordpol und Ekliptikpol und legitimierten somit in der imperialen Propaganda den Anspruch Roms, Garant der Stabilität der Weltordnung zu sein. Die Gegenwart des Sternbilds „Draco“ (Drache) dort symbolisiert die satanische Grundlage dieses Anspruchs.

CC Joachim Barth

(2) Dem steht Offb 4 gegenüber, wo die vier Lebewesen um den Thron Gottes den Sternbildern Löwe, Stier, Wassermann (= Mensch) und Schwan (Adler) am mediterranen Sommer­firmament des 1. Jh. entsprechen, die um das Sternbild Deltoton (= Delta = Dios/Deus) im Zenit angeordnet sind und astral die Herrschaftsstellung Gottes über den Kosmos (inkl. der anderen Polachsen) anzeigen.

 

 

Die Studie arbeitet systematisch solche astralen Bezüge und Hintergründe der Visionen der Offb aus. Barth schafft es in beeindruckender Weise, einen neuen Zugang zur Auslegung der Offb zu entwickeln, die das Potential hat, viele Probleme der Offenbarung-Forschung neuen Lösungen zuzuführen.

Für alle, die neugierig geworden sind: Die Ergebnisse Joachim Barths Forschung werden demnächst in einer vom Verlag Vandenhoeck & Ruprecht publizierten Monographie nachzulesen sein:

Erscheint Januar 2025 in der Reihe

Mundus Orientis.